Intuition ist in ein zweischneidiges Schwert. Führt sie zur Vermenschlichung des Hundes, ist sie kein guter Ratgeber. Bei der Auswahl von HundetrainerIn und Trainingsmethode sollte man sie allerdings nicht unterschätzen. Denn: Nur wenn Du von beiden überzeugt bist, kannst Du das Gelernte Deinem Hund authentisch vermitteln.
Die grossen Kulleraugen, das niedliche Fiepen und der tapsige Gang: Gerade frischgebackene Welpeneltern neigen dazu, ihren Zögling nach menschlichen Kriterien zu „erziehen“. Nicht selten höre ich von meinen KundenInnen: «Ich habe ihn bisher intuitiv erzogen.» Was hier als Intuition wahrgenommen wird, ist allerdings häufig nichts anderes als Vermenschlichung. Das Problem daran: Bei aller Liebe und Sympathie bleiben Hunde eben doch Tiere. Sie nehmen ihre Umwelt anders wahr als der Mensch und handeln nicht vernunftgesteuert. Erwarten wir von ihnen menschliche Verhaltensmuster, sind massive Kommunikations- und Erziehungsprobleme vorprogrammiert.
In einem anderen Zusammenhang können HundehalterInnen allerdings durchaus von ihrer Intuition profitieren. Dann nämlich, wenn es um die Wahl des/r richtigen HundetrainerIn geht. Von aussen betrachtet unterscheiden sich Hundeschulen meist kaum. Ob der/dieTrainerIn und seine/ihre Erziehungsmethode für Dich und Deinen Hund ideal sind, merkst Du meist erst (zu) spät.
Umso wichtiger, dass Du vorab den persönlichen Kontakt zum/r TrainerIn herstellst oder besser noch eine Einzeltstunde buchst. Denn: Selbst wenn Dir ein/e TrainerIn wärmstens empfohlen wurde, viele KundInnen und noch mehr Sozial Media Follower hat, heisst dies noch lange nicht, dass er/sie, seine/ihre Persönlichkeit und seine/ihre Methoden zu Dir und Deinem Hund, Eurem Leben sowie Deinen persönlichen Werten und Einstellungen passen.
Intuition hilft zu vertrauen
Rationales Denken ist die Basis jeder Entscheidung. Was Du nicht verstehst, kannst Du nicht umsetzen. Es greift aber in diesem Fall nicht weit genug. Denn: Jede einzelne Erziehungsmethode klingt in der Theorie schlüssig und logisch. (Ist das nicht der Fall ist, kannst Du gleich wieder gehen!) Um die ihr zugrundeliegenden (oder auch übergangenen) „Fakten“ evaluieren zu können, reichen Google & Co. nicht aus. Eben weil Du weder die Erfahrung noch die Kompetenz hast, wendest Du Dich ja an einen/e ExpertenIn. Ob Du ihm/ihr allerdings genug vertraust, um Dich von ihm/ihr und seiner/ihrer Erziehungsmethode beeinflussen zu lassen, darüber entscheidet letztlich auch Dein Bauchgefühl.
Der Hund spürt Deine Zweifel
Sobald sich dieses – aus welchen Gründen auch immer – kritisch meldet, solltest Du hellhörig werden. Denn: Wenn Du dich selber mit einer Trainingsmethode partout nicht wohlfühlst, wirst Du diese auch nicht glaubwürdig anwenden können. Man weiss heute aus wissenschaftlichen Studien, dass Hunde spüren, ob wir ernsthaft hinter einer Sache stehen oder nicht. Wer seine innere Stimme überhört, darf sich also nicht wundern, wenn er trotz vieler Trainingseinheiten nicht zum Hund „durchdringt“.
Glücklicherweise gibt es viele unterschiedliche TrainerInnen und Trainingsphilosophien, so dass jeder/e HundebesitzerIn ein passendes Pendant finden kann. Einzelstunden entsprechen in der Regel eher den individuellen Anforderungen von Mensch und Tier als Gruppenkurse. Und: Erfahrene und emphatische TrainerInnen sind in der Lage, persönliche Dissonanzen frühzeitig wahrzunehmen und mit vertiefter Aufklärung von sich und ihrer Philosophie zu überzeugen.